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Die Steinkiste in Hiddingsen

Das Steinkistengrab in Hiddingsen

Das Großsteingrab, auch Steinkiste genannt, ist 18,6 m lang und gehört zum Typ Galeriegrab. Bei der Ausgrabung des Monuments 1934 waren die Platten bereits stark abgeschlagen. Zur ehemaligen Höhe der Grabkammer können daher nur annähernde Aussagen gemacht werden. Von den 25 sichtbaren Steinplatten und Trockenmauerpackungen des Großsteingrabes gehören nur 9 zur ursprünglichen Konstruktion. Unmittelbar nach der Grabung wurden fehlende Wandsteine ergänzt, allerdings ohne diese zu kennzeichnen.

Das Grab wurde 1934 bei Arbeiten am angrenzenden Kalksteinbruch durch den Soester Freiwilligen Arbeitsdienst entdeckt, der in 1930er – Jahren eingerichtet wurde, um der damaligen hohen Arbeitslosigkeit entgegenzuwirken; 1933 wurde er von den Nationalsozialisten übernommen. Bei der Ausgrabung legten Archäologen im Kammerinneren große Mengen gut erhaltener menschlicher Skelettreste frei. Auffällig war eine Ansammlung von 18 Schädeln im nordwestlichen Kammerdrittel sowie eine Feuerstelle in diesem Bereich. Anhand der Oberschenkelknochen kann von mindestens 98 Bestatteten ausgegangen werden. Die 1939 veröffentlichte Untersuchung der Knochen geschah im Geiste der Zeit nach rassekundlichen Fragestellungen und ist dementsprechend vorsichtig zu betrachten. Das Hiddingser Skelettmaterial ging im Zweiten Weltkrieg verloren, sodass keine weiteren Untersuchungen möglich sind.

Kultureller Austausch

Die in Hiddingsen festgestellte Beigabenarmut ist typisch für die Galeriegräber der Wartbergkultur. Neben einem Beil sowie einigen Klingen und Pfeilspitzen aus Feuerstein fanden sich nur 26 neolithische Keramikfragmente, sieben Anhänger aus Tierzähnen bzw. -knochen und ein Knochenpfriem. Bei den 13 trapezförmigen Pfeilbewehrungen handelt es sich um Artefakte, die auch in der nördlich benachbarten Trichterkultur üblich waren.

Die Verbreitungsgebiete der beiden zeitgleichen Kulturen grenzten im Hellweggebiet aneinander. Die Funde im Hiddingser Grab zeugen von dem Austausch, der in diesem Gebiet zwischen den beiden Kulturgruppen stattfand. Die Verwendung von Maas-Feuerstein als Rohmaterial einiger Steingeräte belegt zusätzlich den Fernhandel und Kontakte zu benachbarten Kulturgruppen.

 

Ein Großsteingrab der Wartbergkultur

In der Jungsteinzeit lebten Menschen in kleinen Siedlungen in Holzhäusern. Sie hielten Rinder, Schweine, Schafe und Ziegen und bauten Getreide an. Zwischen 3500 und 2800 v. Chr. errichteten sie in Westfalen Gemeinschaftsgräber, in denen über mehrere Generationen bestattet wurde.

Der Bau eines Megalithgrabes mit Kalksteinplatten, seltener Findlingen, bedeutete genaue Planung und großen logistischen Aufwand mit vielen Menschen. Die eingetieften Grabkammern sind bis zu 30 Meter lang und konnten durch eine Wandstein mit Öffnung, dem sogenannten “Seelenloch”, betreten werden.

Die Menschen der Wartburgkultur lebten im heutigen Westfalen, Nordhessen und Westthüringen. Die westfälischen Gräber zeigen häufig Einflüsse aus der benachbarten, ebenfalls Großsteingräber errichtenden Trichterbecherkultur. Typische Grabbeigaben sind Schmuck aus Tierzähnen und Geräte aus Feuerstein, seltener auch Gefäße.

Weitere Informationen zum “Weg der großen Steine” finden sie hier:

https://www.altertumskommission.lwl.org/de/forschung/megalithik/

 

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